Sonntag, 5. Februar 2023

Texturen der Natur - Bild 21 und 22

Ja, es lebt noch, das Gemeinschaftsprojekt zwischen Karen und mir, 
auch, wenn unsere letzte Veröffentlichung wieder mal viel zu lang her ist.
Dabei hatten wir unsere neuen Fotos schon im vergangenen Frühling ausgesucht, doch deren Bearbeitung immer wieder hinaus geschoben zugunsten anderer Projekte,
vielleicht aber auch, weil uns die Umsetzung so schwierig erschien.


Diesmal sind's  zwei 'kugelige' Motive aus dem Pflanzenreich:

Foto Nr. 21 von Karen   -   zarte Mimosenblüten
Foto Nr. 22 von mir        -   harter Hauswurz


Man fängt ja mit dem Motiv an, zu dem sich als erstes eine Umsetzungsidee einstellt, das waren die etwas 'fransigen Mimosen  - wie immer gibt's Vorversuche, um das richtige Werkzeug und die passende Farbe zu finden.



Hier seht ihr mein Arbeitsmaterial:
Stupfpinsel in 2 Größen, Feinpinsel, Bleistift-Radiergummi für die Knospen und ein kleines Holzstück für die Fiederblätter
Farbe: Kaisergelb (selbst hergestellte Naturtinte aus Kreuzdornbeeren) und schwarze Holzbeize
Die Grüntöne sind aus beiden Farben gemischt


Hier habe ich mich getraut, direkt ins Texturenbuch zu arbeiten,
also musste der Bildausschnitt mit Kreppband abgeklebt werden.
Beginn mit zarten Stängeln zur Orientierung, und dann habe ich munter gestupft, zunächst nur gelb, dann grünlich, wegen der Tiefenwirkung.




Hach, ich liebe immer den letzten Moment nach Fertigstellung, wenn ich vorsichtig das Kreppband abziehen kann und das Ergebnis vor mir habe!



Ein paar Tage gingen dann noch ins Land, 
bis ich mich dann an den so viel schwierigeren Hauswurz (Sempervivum) gemacht gemacht habe.
7000 Arten gibt es davon!
Entdeckt hatte ich ihn auf einer alten Mauer, die Rosetten waren noch kugelig geschlossen und zeigen die attraktive rote Unterseite der Kelchblätter.


Beim Betrachten des Bildes hatte ich dann eine Assoziation:
Als Kinder haben wir uns früher Rosetten aus Salmis (Salmiakpastillen) mit Spucke auf die Hände geklebt und so lang geleckt, bis die schwarzen Rhomben verschwunden waren.


Womit lassen sich gut Salmis darstellen?
Vorversuche mit dem Automatic Pen und einer sehr breiten Bandzugfeder.



Ich habe mich für die Bandzugfeder entschieden, sie ließ sich leichter handhaben.
Bei diesem Motiv kam ich um eine detaillierte Vorzeichnung nicht herum (...zunächst habe ich es frei probiert, mit enttäuschendem Erfolg). Normalerweise mache ich ja eigene Vorzeichnungen, hier habe ich aber mal das Lightpad zu Hilfe genommen.


Bei der Ausführung war nun Geduld und sehr konzentriertes Arbeiten angesagt, dass bloß kein Tuscheklecks alles versaut! Auch musste das Blatt ständig gedreht werden...
aber die Mühe hat sich gelohnt, bin ganz happy mit meinem grafischen Hauswurz.


Kennt ihr das auch, dass man regelrecht Glücksgefühle und auch Erleichterung verspürt, wenn man etwas lang Aufgeschobenes endlich erledigt hat?
Ich war jedenfalls kurz auf Wolke 7, als meine neuen Texturen fertig waren.




Karen veröffentlich ja jetzt zeitgleich mit mir auf ihrem feuerwerkbykaze-Blog ihre Interpretationen der beiden Fotos. Also, nix wie hin! 
Ich bin schon so neugierig auf ihre Ideen, denn wir arbeiten ja immer über 300 km entfernt voneinander!

Dienstag, 5. April 2022

Texturen der Natur - Bild 19 und 20

Gemeinschaftsprojekt von Karen und mir, bereits im 3. Jahr!
Unsere Inspiration waren die 'Schriftspiele' der großartigen Denise Lach.
Wieder sind zwei weitere Naturfotos frei skriptural umgesetzt und im Buch festgehalten und wie jedes Mal, sind wir beide auch jetzt sehr gespannt, wie die Texturenpartnerin mit der Herausforderung umgegangen ist.
 

Hier sind die neuen Fotos, auf die wir uns geeinigt hatten:

Bild Nr. 19 von mir      -  Stachelschweinstacheln, Ausschnitt
Bild Nr. 20 von Karen -  skurrile Baumformation, entdeckt auf Sizilien


Bisher hatten wir ja vorwiegend pflanzliche Motive bearbeitet, aber auch das Tierreich bietet interessante Texturen! Dieses Stachelschwein lebt hier im kleinen Tierpark 'Am Rammelsberg', versteckt sich allerdings zumeist in seiner Höhle. Hier hatte ich mal Glück, es kam ganz nah ans Gitter! Stachelschweine sind übrigens unsere größten Nagetiere, bis zu 1 m groß.


Eine Spielerei mit dem Automatic Pen, schwungvolles, horizontales ZickZack mit schwarzer Holzbeize, ergaben ganz schnell die Stacheln!


Gezielte, dünnere Linien (Fühlborsten) kreuzen die kräftigen Spießstacheln...


... deren schwarz-weiße Färbung ich mit Spitzfeder-Einsatz und Schrift erzielen wollte. Mein Text erzählt ein wenig über diese besonderen Tiere.


Kaum zu glauben, ich war auf Anhieb tatsächlich zufrieden mit dem Ergebnis!


Doch das für mich viel schwierigere Foto lag noch vor mir, der verwunschene Baum!
Auch hier finden sich Linien, allerdings vertikal verlaufend und fast weich fließend.



Herantasten - Vorversuche mit Balsaholz...nee, so nicht.
Letztendlich habe ich mich für Pinsel und Pipette als Werkzeug entschieden und Bister-Pigmente als Farbe.



Die Farbigkeit im Foto fand ich so faszinierend, dass ich hier nicht in Schwarz-Weiß arbeiten konnte.


Es würde ja eine nasse Malerei werden, darum habe ich Aquarellpapier verwendet und dies mit Nassklebeband auf Holz gezogen, um später ein schön glattes Papier zu erhalten.


Nächster Schritt:  Farbauftrag überlappend aquarelliert, die breiten Linien mit dem Pinsel, die schmalen Dunkleren mit der Pipette - dazwischen immer Trocknungsphasen


Darüber habe ich dann die 'hellen Luftwurzeln' mit der Pipette und Bleichmittel gesetzt,
die Vorlage immer im Blickfeld.


Juchhu - Fertig!
Immer, wenn ich es dann geschafft habe, denke ich, dass es eigentlich doch ganz einfach war!


Mein Texturenbuch ist nun um 2 spannende Bilder reicher,
beide separat entstanden und nicht direkt im Buch. Daher habe ich eine Doppelseite herausgetrennt, damit das Buch nicht sperrt, aber freie Seiten gibt's noch reichlich.


Jetzt brenne ich wieder darauf, zum feuerwerkbykaze-Blog von Karen zu eilen, um ihre Ideen und Ergebnisse zu bestaunen...
... und sage erstmal tschüss mit einem besonderen Schmankerl: Stachelschwein-Nagezähne!



Montag, 24. Januar 2022

Texturen der Natur - Bild 17 und 18

Im Januar 2019 haben Karen und ich unser Gemeinschaftsprojekt ins Leben gerufen.
 Wir bearbeiten Bilder aus der Natur und setzen sie frei skriptural um, 
jede im gleichen Buch, Format: 25 x 25,5cm.
Was sich die Texturen-Partnerin hat einfallen lassen, sehen wir Beide erst am Tag der Veröffentlichung.
Dieses Mal war der Turnus wieder einmal viel zu lang, und wir nehmen uns vor, schneller zu werden.

Auf diese Fotos, beides herbstliche Motive, hatten wir uns geeinigt:

Bild 17 von Karen: ein mit Flechten und Moosen besetzter alter Eichenbaumstumpf
Bild 18 von mir:      eine Pilzgruppe, es könnte der grünblättrige Schwefelkopf sein


Schon lang hingen die ausgedruckten Fotos, gut sichtbar an meiner Pinnwand, in der Hoffnung, dass sich dadurch eine Idee zur Umsetzung einstellen möge!
Begonnen habe ich dann mit dem Foto, zu dem eine vage Vorstellung schließlich da war.
Ein erster Versuch mit unleserlicher Scribble-Schrift -
das Foto zum Vergleich daneben. Ja, das hat mir gefallen, so wollte ich es ausführen.


Mein Werkzeug war ein 0,3 mm Fineliner.
Eine Bleistiftvorzeichnung erfolgte dann direkt im Buch, wo ich dann zunächst die Pilzhut-Konturen miniklein gescribbelt habe - mit notwenigen Pausen für die Hand!


Verdichtung und Überlagerung der Linien ergaben die Tiefen.


Die Geduldsarbeit hat sich gelohnt, meine Pilzgruppe ist fertig!


Voller Euphorie wollte ich mich gleich ans nächste Bild machen, aber dieser Baumstumpf war eine echte Herausforderung!
Zwischendurch kam mal eine Nachricht von Karen: 'Was haben wir uns da nur ausgesucht, leicht ist anders!!!'


Mein Testblatt mit Linien und Schriften, es galt ja, die verwitterten Strukturen irgendwie darzustellen - bin fast daran verzweifelt.



Dann dachte ich, was soll's, jetzt fange ich einfach mal an!
Die breiten Linien sind mit einer Plakatfeder, die Schmalen mit der Bandzugfeder gezogen, mit Moorlauge, die sehr gut fließt. 
Für die Schrift habe ich meine selbstgebraute Walnusstinte eingesetzt, geschrieben mit der Spitzfeder.
Es ist eine erfundene, eckige Schrift, die die kantigen Texturen der Verwitterung darstellen soll.


Für die Flechten musste ich einfach zur Farbe greifen und habe dieses schöne Grün-Türkis mit Kalligraphie-Gouache gemischt.
Farbtupfer mit einem zerknüllten Küchenpapier geben das Laub am Fuß des Stammes.
Mein Text ist übrigens kein Nonsens, sondern gibt Infos über den Eichenbaum.



Mit der Eiche bin ich zwar nur semizufrieden, trotzdem aber glücklich und auch ein wenig stolz, mich wieder durchgekämpft zu haben.
Und jetzt halte ich es kaum noch aus vor Neugier, wie meine Texturen-Partnerin mit diesen schwierigen Bildern umgegangen ist und schaue gleich auf den feuerwerkbykaze -Blog!